Zehn Jahre danach

Wie steht es mit der Qualität ausgeführten Kanalsanierungen im Schlauchrelining-Verfahren?
Zumindest bei länger zurückliegenden Maßnahmen nicht sehr gut, wie ein laufendes Forschungsprojekt des Instituts für unterirdische Kanalinfrastruktur (IKT) zeigt.
 
Ziel des Projektes, das vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium beim Institut für unterirdische Infrastruktur (IKT), Gelsenkirchen, in Auftrag gegeben wurde, ist es, erstmalig eine detaillierte Zustandserfassung von bestehenden und in Betrieb befindlichen Haltungen, die mit Schlauchrelining, dem am häufigsten eingesetzten Rohrsanierungsverfahren. saniert wurden, vorzunehmen. Die ersten Untersuchungen erfolgten in sechs Städten (Bochum, Dortmund, Duisburg, Gladbeck, Mönchengladbach, Münster) an 15 Haltungen, die zwischen 1989 und 1998 mit unterschiedlichen Schlauchrelining-Verfahren saniert worden waren. Geprüft wurde mit Hilfe der optischen Inspektion und der Dichtheitsprüfung, außerdem erfolgten Werkstoffprüfungen und Prüfungen der statischen Tragfähigkeit der Liner.
Das Ergebnis kann nicht befriedigen: An allen untersuchten Linern wurden Schäden festgestellt. Diese waren in der Regel örtlich begrenzt und ließen sich in den meisten Fällen, wie etwa bei Faltenbildung in Längs- und Ringrichtung oder fehlerhafter Einbindung seitlicher Zuläufe, eindeutig auf einzelne Ausführungsfehler zurückführen. Bedenklich dabei: Für acht der fünfzehn untersuchten Haltungen war zum Sanierungszeitpunkt ein Abnahmevideo erstellt worden, auf dem die Mehrzahl die der Schäden erkennbar war. 
<b>Ausgebaut:</b> Probestücke von Inlinern aus der sanierten Haltung ausgebaut.
Ausgebaut: Probestücke von Inlinern aus der sanierten Haltung ausgebaut.
Nach Angaben der Netzbetreiber wurden bei den betrachteten Sanierungsfällen durch die ausführenden Firmen gesonderte Maßnahmen zur Einbindung der seitlichen Zuläufe nicht angeboten und dementsprechend auch nicht ausgeführt. 74 Prozent der seitlichen Zuläufe wurden nur aufgefräst. Die Folge: Undichtigkeiten selbst bei sechs mit Mörtel verpressten Anschlussstutzen. Bei zwei Schachteinbindungen wurde der Liner auf einer Länge von einem halben Meter komplett abgerissen, vermutlich infolge der Beanspruchung durch die Hochdruckreinigung des Kanals. 
<b>Verformt:</b> Erhebliche Abweichungen vom kreisrunden Rohrquerschnitt
Verformt: Erhebliche Abweichungen vom kreisrunden Rohrquerschnitt bei Schlauchlinern gefährden die statische Sicherheit.
 

Wie bei den Anschlussstutzen kann es auch bei der Schachteinbindung zu Undichtigkeiten infolge von Hinterläufigkeiten im Ringspalt zwischen Linerwand und Altrohr kommen. Dies belegen zahlreiche aktuelle Inspektionsdaten.
Im Hinblick darauf rät das IKT, die Sanierung dieser Bereiche in jedem Falle in der Ausschreibung zu berücksichtigen, die Ausführungsqualität zu überwachen und durch Inspektion und Dichtheitsprüfung zu kontrollieren. Bei drei der fünfzehn untersuchten Haltungen erfolgten an sanierten Rohrabschnitten Werkstoffprüfungen. Zwar wurden die Dichtheitskriterien selbst bei den fehlerhaften Liner- Abschnitten (beispielsweise mit Lufteinschlüssen oder losen Fasern) erfüllt, bei der Bestimmung des statischen Tragverhaltens wurden allerdings in einem Fall die in der statischen Berechnung getroffenen Annahmen für die Materialkennwerte erheblich unterschritten.

Im Klartext: Die geforderte statische Sicherheit wurde nicht mehr erfüllt.
 
Vertan: Schäden im Anschlußbereich eines Stutzens, nicht vorsaniert und nur aufgefräst – keine fachgerechte Planung und Sanierung.
Vertan: Schäden im Anschlußbereich eines Stutzens, nicht vorsaniert und nur aufgefräst – keine fachgerechte Planung und Sanierung.
 
In einem zweiten Fall wurde eine Verformung des Liners von nahezu zwölf Prozent gegenüber dem ursprünglichen Rohrdurchmesser festgestellt.
Im dritten Fall wurden unter der Außenfolie der Liner-Probe noch - nach elf Jahren - nicht ausgehärtetes Harz entdeckt, außerdem unterschiedliche Wanddicken über den Linerquerschnitt - ein weiterer Hinweis auf Ausführungsfehler seitens der Auftragnehmer.

Aber auch die Auftraggeber müssen lernen. Denn die Kanalschäden, die Ausschreibung der Sanierungsmaßnahmen und die Maßnahmen selbst wurden oftmals nur lückenhaft dokumentiert, in der Regel wurde auf Qualitätsprüfungen und Baustellenproben verzichtet.
Um weitere Aufschlüsse über die Qualität und damit die voraussichtliche statische Nutzungsdauer von Schlauchrelinern zu erhalten, laufen beim IKT derzeit weitere Untersuchungen an sanierten Haltungen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Werkstoffprüfungen. Ergebnisses dieses zweiten Projektabschnittes sollen im Frühjahr 2002 vorliegen.
 
Verschätzt: Unvollständig ausgehärtetes Harz, hier sind die „Zutaten" nicht ausreichend erprobt.
Verschätzt: Unvollständig ausgehärtetes Harz, hier sind die „Zutaten" nicht ausreichend erprobt.
 
Quelle: Zeitschrift „der gemeinderat" 1 1 /01 Seite 28; Ergänzung: SANTEC

Anmerkung: Der vorstehende Beitrag fasst wesentliche Ergebnisse eines Forschungsberichtes des IKT zusammen.
Der Forschungsbericht des IKT zum Forschungsvorhaben "Untersuchung der Oualität ausgeführter Kanalsanierungen - am Beispiel der Schlauchverfahren", ist zu beziehen über: IKT Institut für unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen, 2001, Tel. 02 09/1 78 06-0
Die Studie gibt es als Download auf der IKT-Website www.ikt.de

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