Projekte


Hier möchten wir Ihnen in zeitlichen Abständen einige unserer Projekte vorstellen. Diese sind in einer "Kurzform" verfasst. Sie können unsere Projektdokumentationen in unverkürzter Form bei uns abfordern. Füllen Sie auf unserer Seite "Kontakt" das Formular aus, wählen Sie die entsprechenden Optionen und die Dokumentation wird Ihnen umgehend zugesandt!

Jägerkaserne Sonthofen - aktueller Abschlussstand

Sanierung der Abwasserentsorgung einer großen Liegenschaft

-Ein Projekt mit interessanten ökonomischen und technischen Randbedingungen-


 1.     Die Jägerkaserne Sonthofen   

Die Jägerkaserne Sonthofen ist eine Liegenschaft des Bundes mit einer Gesamtfläche von 13 ha. Sie wurde in den Dreißiger Jahren gebaut und beherbergt heute die ABC - Selbstschutzschule, in der Soldaten aus dem gesamten Bundesgebiet in speziellen Ausbildungszentren im Selbstschutz aber auch in den Bereichen Umweltschutz und Arbeitsschutz geschult werden. Die Kaserne liegt inmitten der Stadt Sonthofen, das landschaftlich äußerst reizvoll im Oberen Illertal, Landkreis Oberallgäu situiert ist.
 
Jägerkaserne Sonthofen
Bild: Jägerkaserne Sonthofen
 
 2.     Die abwassertechnische Situation   

Das in der Kaserne vorliegende Kanalnetz ist als Mischsystem ausgelegt und umfasst etwa eine Länge von 4,8 km bzw. 165 Haltungen sowie ca. 350 Hausanschlussleitungen, deren Verlauf vor Beginn der Arbeiten nicht bekannt war. Durch den vorgenommenen Umbau der Gesamtanlage sind dies nunmehr 634 Stück „in Betrieb“ und 220 Stück „außer Betrieb“. Das gesamte Kanalnetz stammt aus Anfang der 30er Jahre. Es entwässert über zwei Übergabepunkte in das städtische Kanalnetz, das das Mischwasser in die ca. 15 km entfernt gelegene Zentralkläranlage nördlich von Immenstadt leitet. Die dortige zentrale Vorflut ist die Iller. Entlang der Jägerkaserne, in einem Abstand von wenigen hundert Metern verläuft die Ostrach, ein ausgeprägt alpiner Gebirgsfluss.
 
Flächenverteilung der Jägerkaserne

Bild 2: Flächenverteilung der Jägerkaserne
 
Die hohen Kosten für die Regenwasserableitung stellten für den Betreiber des Standortes ein Problem da, da die Stadtwerke Sonthofen für das Einleiten von Niederschlagswasser in das Mischwassernetz eine Regenwassergebühr von 1,12 EURO pro Jahr und m² befestigter Fläche erheben. Diese jährliche Regenwassergebühr beläuft sich für die Jägerkaserne demnach auf ca. rund 89.000 EURO pro Jahr !



 3.     Die Ziele der Maßnahme   

Die Kanalisation der Liegenschaft sollte untersucht, ausgewertet und Vorschläge zur kompletten Sanierung des Abwassernetzes vorgelegt werden. Es war bereits bei Auftragserteilung bekannt, dass sich das Kanalnetz, vor allem auf Grund seines Alters, in einem schlechten Zustand befindet. Die Bayerische Eigenüberwachungsverordung sieht dabei für Kanäle, älter als 40 Jahre, weitergehende Anforderungen an die Überprüfung der Dichtheit vor. Im Zuge dieser Arbeiten sollte auch geprüft werden, welche Haltungen generell stillgelegt werden können. Auch weitergehende Konzeptionen sollten fachlich in der sogenannten "Haushaltsunterlage Bau" diskutiert und bewertet werden. Zielrichtung war dabei, die Sanierung der Kanalanlage durch ein neues Konzept zu bewerkstelligen, welches auch, und das war die zweite Zielrichtung der Arbeiten, die hohen Belastungen durch die Regenwasserabgabe einschneidend verbessern konnte.

Ausformuliert hieß demnach des Sanierungsziel:
 
Sanierung der Abwasserentsorgung durch ein neues Netzkonzept, welches in der Lage sein muss, die Anforderungen der Eigenüberwachungsverordung voll zu erfüllen und zum zweiten die Regenwassergebühr massiv zu vermindern.
 
 4.     Das Konzept   

Aufgrund dieser Vorgaben entschied man sich für eine Entflechtung des Netzes (Trennung von Schmutz- und Regenwasser). Das Konzept sieht im wesentlichen folgende Maßnahmen vor:

• Neubau einer dezentralen Versickerungsanlage mittels Rohrrigolen und Sickerschächte
• Das bestehende Mischwassernetz wird saniert/umgebaut, und als Schmutzwassernetz betrieben.
• teilweise Entsiegelung überbauter Flächen

Um die oben genannten Varianten und Möglichkeiten hinsichtlich deren Realisierung abschließend bewerten zu können, musste eine ganze Reihe von Vorarbeiten durchgeführt werden. Dies waren im Wesentlichen:

  • Durchführung von Vermessungsarbeiten im Gauß-Krüger-Netz
• Untersuchen des Bodens auf Sickerfähigkeit
• Historische Erkundung zur Erfassung leitungsgebundener Medienträger auf dem Gelände
• Vergabe von Schacht- und Haltungsnummern gemäß ISYBAU
• Aufbau und Pflege der Kanaldatenbank Kan-Data mit BaSYS (Einsatz für Bundesliegen-schaften)
• Erstellen und Bearbeiten des Bestandslage-planes und des Schadensplanes unter Auto-CAD
• Durchführung und Auswertung der TV-Untersuchung zur Ermittlung des Kanalzustandes einschl. der Schachtsysteme gemäß ATV und ISYBAU inklusive Kostenschätzung und Verfahrensauswahl zur Sanierung bzw. Instandsetzung oder Neubau
• Untersuchung und Auswertung der Hausanschlußleitungen, incl. Zuordung zum Schmutz- oder Regenwasser
 
 5.    Abarbeitung des Projekts   

Die bauliche Abarbeitung des Projekts gliederte sich in mehrere Abschnitte:

1. Abbruch, Rückbau (Oktober/November 1998)
2. Tiefbauarbeiten (September 1999 bis August 2002)
3. Kanalsanierung Hauptkanäle (September 2001 bis August 2002)
4. Sanierung Anschlusskanäle (September 2005 bis November 2005)
5. restliche Tiefbauarbeiten (September 2006 bis Oktober 2006)

Allen Projektphasen ging die Erfassung, Bewertung und planerische Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse einschl. Prüfung von Möglichkeiten zur fachlichen Realisierung voraus.  

 6.    Auflistung der neugebauten bzw. sanierten Haltungen und Anschlussleitungen einschl. Kosten   

Insgesamt umfasst das nun umgebaute Netz 229 Haltungen mit insgesamt 4829 m Länge.
Im Bestand sind aktuell 634 Stück Anschlussleitungen mit einer Gesamtlänge von 4928 m. Davon sind 163 Stück (1333 m) Hausanschlussleitungen.
Die einzelnen Massen werden in der anschließenden Tabelle aufgelistet:


Haltungen:

Sanierungsart Gesamt Gesamt davon Schmutzwasser davon Schmutzwasser davon Regenwasser davon Regenwasser
Inliner: 65 Stk 1762 m 54 Stk 1414 m 11 Stk 348 m
partielle Sanierung: 56 Stk 1224 m 24 Stk 440 m 32 Stk 784 m
Neubau: 100 Stk 1778 m 54 Stk 998 m 46 Stk 780 m
keine Sanierung: 8 Stk 65 m 4 Stk 10 m 4 Stk 56 m




Anschlussleitungen:

Sanierungsart Gesamt Gesamt davon Schmutzwasser davon Schmutzwasser davon Regenwasser davon Regenwasser
Houseliner: 18 Stk 159 m 9 Stk 73 m 9 Stk 86 m
Flüssigkeitsverfahren: 97 Stk 869 m 90 Stk 798 m 7 Stk 71 m
partielle Sanierung: 5 Stk 52 m 0 Stk 0 m 5 Stk 52 m
Neubau: 409 Stk 3143 m 56 Stk 424 m 353 Stk 2719 m
keine Sanierung: 105 Stk 705 m 8 Stk 38 m 97 Stk 667 m
Außerbetriebnahme: 220 Stk 867 m 0 Stk 0 m 220 Stk 867 m


Versickerungsanlage:

Für die Versickerungsanlage wurden
• 20 Rigolen mit insgesamt 344 m Länge und
• 85 Sickerschächte gebaut.


Kosten:
Gesamt: rd. 2.875 Tsd. EURO (brutto)
davon:
• Entsiegelung / Rückbau: rd. 164 Tsd. EURO (brutto)
• Netzum- und Neubau einschl. Versickerungsanlagen (hier: Hauptkanäle einschl. Anschlußkanäle): rd. 1.850 Tsd. EURO (brutto)
• Sanierung von Hauptkanälen: rd. 458 Tsd. EURO (brutto)
• Sanierung von Anschlußkanälen (offen / geschlossen): rd. 403 Tsd. EURO (brutto)
 

 7.    Fazit   

 
Das Projekt Jägerkaserne ist ein Beispiel dafür, wie durch eine saubere Grundlagenermittlung innovative Lösungen innerhalb eines großen Sanierungsprojektes umgesetzt werden konnten – zum Nutzen des Betreibers und der Umwelt.
Das Ziel, die Regenwasserabgabe merklich zu reduzieren ist erfolgreich gelungen: Musste der Betreiber am Beginn der Maßnahme noch 89.500 € dafür jährlich aufwenden, so sind es derzeit nur noch ca. 5.500 €. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass die neu gebaute Versickerungsanlage regelmäßig gewartet werden muß. Darunter fallen Arbeiten wie z.B. Reinigen der Rigolenabsetzschächte und der Sickerschächte. Der Aufwand hierfür ist aber verhältnismäßig gering gegenüber der Einsparung an der Regenwasserabgabe.
Auf Grund dieser Referenz hat SANTEC die kompletten Planungen an zwei weiteren Kasernenstandorten im Allgäu erhalten.
 
Direkter Auftraggeber waren die Oberfinanzdirektion München und das Staatliche Bauamt Kempten.

SANTEC hat diese Zielvorgabe in einer innovativen Planung bearbeitet und tiefbautechnisch umgesetzt.

Herangehensweise, Umfang der Arbeiten und Ergebnisse können der Langfassung der Projektdokumentation (ca. 17 Seiten) entnommen werden, die Sie auf unserer Seite "Kontakt" kostenlos anfordern können.

Unsere vorhergehende Projektdokumentation "Dresdner Zwinger" steht Ihnen auch weiterhin auf unserem Server zur Verfügung.

---> Zur Projektdokumentation Dresdner Zwinger --->


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Stand: 15. Januar 2009